›Steinhof‹ schreiben
Dimensionen eines psychiatrischen (Be-)Handlungsorts
in der österreichischen Literatur
Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1907 wird die Wiener psychiatrische Einrichtung ›Am Steinhof‹ (heute Klinik Penzing) von österreichischen Schriftsteller:innen in fiktionalen, autofiktionalen und autobiografischen Werken festgehalten. Die Geschichte der Pavillonanlage von der Habsburgermonarchie über die Erste Republik, die Zeit des Nationalsozialismus, die Jahre der Deinstitutionalisierung bis hinein in die Gegenwart spiegelt sich in Porträts unter anderem von Joseph Roth, Elias Canetti, Thomas Bernhard und Brigitte Schwaiger. Mit Ausnahme einiger Darstellungen ›Steinhofs‹ als sicherem Hafen vor der turbulenten Außenwelt, brechen sich dem medizin- und soziohistorischen Wandel entsprechend schließlich vermehrt literarische Aufdeckungsberichte Bahn. In diesem Zusammenhang veranschaulicht der Vortrag, wie aus dem architektonischen, dem sozialen, dem körperlichsinnlichen und dem sprachlichen Raum in der Literatur ein vielschichtiger Mikrokosmos wird, der Kritik an Staat und Gesellschaft auf besonders eindringliche Weise erfahrbar macht.
Vortrag von Dr. Juliane Werner
Organisiert von Studierenden der Abteilung Vergleichende Literaturwissenschaft