StV Vergleichende Literaturwissenschaft 12/2021
Die IG Komparatistik, Studierendenvertretung der Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Universität Wien, positioniert sich kritisch zur gfg. Änderung des BA-Curriculums. Da auf die von unserer Seite vorgebrachten Punkte bei der Studienkonferenz der SPL 13 am 10.12.2021 kaum eingegangen wurde, sollen sie in dieser Stellungnahme verschriftlicht werden.
Gegen die ersatzlose Streichung der Möglichkeit, Modul 6 durch eine Modulprüfung zu absolvieren, spricht aus unserer Sicht nichts, da sich die inhaltliche und formale Qualität der Prüfungsmöglichkeiten nicht verringert und die Option von den Studierenden nicht genutzt wurde.
Das Bestreben, die StEOP-Phase durch eine Umstellung des Moduls 1b (Literaturwissenschaftl. Recherche I) vom LV-Typ Übung auf Vorlesung homogener und unbürokratischer zu gestalten, ist aus unserer Sicht allerdings mit Nachteilen für die Studierenden verbunden. Recherchekompetenz ist eine der wesentlichen Fähigkeiten, die im Rahmen des BA-Studiums erworben werden sollen. Dies passiert vor allem durch praktische Übungen, auf die auch kontinuierliches Feedback gegeben wird. Es geht nicht nur um den theoretischen Input, sondern das praxisnahe Erlernen ist zentraler Bestandteil des Lehrinhalts und der Beurteilung.
Eine weitere Funktion der UE war bisher, die Studierenden im ersten Semester abzuholen und sie von Anfang an besser in den Lehrbetrieb einzubinden, z.B. durch kleine Referate oder Exkursionen. Diese Aktivitäten, die die Vielfältigkeit des Studiums und späteren Berufsfelds abbilden sollen, können genauso wie Recherche-Problemstellungen dazu dienen, das (Forschungs-) Interesse der Studierenden anzuregen und fördern die Verbundenheit zum Fach und zu Kommiliton*innen. Einen besonderen Nachteil würden vermutliche jene Studierenden erleben, für die die Orientierung an der Universität ohnehin schwieriger ist, weil es in ihren Herkunftsfamilien keinen oder wenigen akademischen Hintergrund gibt.
Für die Tutorin*den Tutor* des Moduls würde in Folge der Umstellung des LV-Typs auf eine Vorlesung eine zusätzliche Belastung entstehen, weil davon auszugehen ist, dass die Studierenden die fehlenden praktischen Beispiele im Tutorium nachfragen und damit der bezahlte Stundenaufwand weit überschritten wird.
Der Einwand, dass die praktischen Kompetenzen in der Folge-LV Literaturwissenschaftliche Recherche II im 2. Semester nachgeholt werden sollen, ist unserer Meinung nach unzulänglich, da dieses Modul zum einen in den letzten Semestern nicht bedarfsdeckend angeboten werden konnte (überfüllte Lehrveranstaltungen) und da zum anderen die Inhalte, die bisher in dieser LV vermittelt wurden, darunter leiden würden, dass mit Druck das Liegengebliebene aus dem 1. Semester nachgeholt werden müsste. Des Weiteren ist es im Curriculum nicht verpflichtend Recherche II anschließend an die StEOP zu absolvieren, was wiederum bedeuten würde, dass Bachelor-Studierende ohne jemals einen Bibliothekskatalog benutzt zu haben und ohne Quellenwissen an den Proseminaren der Module 3-5 teilnehmen können, was in Folge den Lernfortschritt dieser Lehrveranstaltungen wiederum mindern könnte.
Mögliche Adaptionen der angedachten Curriculumsänderung, die trotzdem weniger personelle Ressourcen erfordern, könnten einerseits der LV-Typ einer VU und andererseits eine weitere Tutoriumsstelle für Modul 1b darstellen. Um sicherzustellen, dass die Qualität der angebotenen Lehre aufrecht erhalten bleibt, wäre jedenfalls ein ausgereifteres Konzept notwendig, das vorab beschreibt, inwiefern praktische Recherchekompetenzen möglichst verbindlich eingebunden werden sollen.
Aus unserer Sicht wird in diesem Fall der Curriculumsänderung auf Kosten der Studierenden gespart. Der Mangel an Lehrkräften und bezahlten Stunden sollte nicht an den Studierenden ausgelassen werden, die jedes Semester mehr werden und das Recht auf ein angemessenes Studienangebot haben. Der Sinn des Bachelor-Studium Vergleichende Literaturwissenschaft ist eine akademische Ausbildung mit Schwerpunkt Literatur. Es bleibt für uns bis jetzt offen, wie wissenschaftliche Kompetenzen ohne fundierte Recherchekenntnisse vermittelt und angeeignet werden sollen.
Ihre IG Komparatistik